Wundmanagement im Pflegedienst sicher gestalten 2025

Das Bild zeigt wie eine Pflegekraft einen Verband anlegt, symbolisch für: Wundmanagement im Pflegedienst sicher gestalten 2025

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Reiner Henrich

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Über den Autor:

Reiner Henrich ist ein erfahrener Berater und Geschäftsführer in der Pflegebranche.

Er betreut mit seinem Team über 600 Pflegeeinrichtungen in Deutschland und gilt als Experte für betriebswirtschaftliche und organisatorische Fragestellungen im Pflegesektor.

Sein Fokus liegt auf Beratung und Entwicklung von Pflegediensten und -einrichtungen, sowie Qualitätsmanagement und Finanzierungsstrategien.

Ob Sie neu im Wundmanagement sind oder seit Jahren versorgen: Die eigentliche Herausforderung liegt selten nur in der fachlichen Behandlung. Sie zeigt sich dann, wenn abends ein Anruf kommt, weil ein Verband durchnässt ist oder ein ungewohnter Geruch Angst auslöst. Genau in solchen Momenten entscheidet Ihre Kommunikation darüber, wie sicher sich Kund*innen, Angehörige und Familien fühlen.

Wir von Die Pflegedienstprofis erleben immer wieder, dass der aktualisierte DNQP-Expertenstandard 2023 klare Strukturen bietet, die Übersetzung in einfache Alltagssprache aber oft schwerfällt. Abschnitt 4.2 betont ausdrücklich die patientenzentrierte Kommunikation und genau das machen wir hier greifbar.

Dieser Leitfaden zeigt Schritt für Schritt, wie Sie fachliche Sicherheit vermitteln und gleichzeitig Alltagssituationen entschärfen.

1. So starten Sie das Gespräch

Vertrauen aufbauen, bevor der Verband geöffnet wird

Der professionelle Dialog beginnt, bevor Ihre Handschuhe überhaupt sitzen. Nutzen Sie eine ruhige, klare Sprache, um Orientierung zu geben. Ein kurzer Überblick nimmt Last aus dem Moment und schafft sofort Sicherheit.

So könnte der Einstieg klingen:

„Ich erkläre Ihnen kurz, wie wir gleich vorgehen. Erst schaue ich mir die Wunde an, dann bespreche ich, was ich sehe, und danach kümmern wir uns um die Versorgung.”

„Es ist normal, dass sich Wunden verändern. Wir gehen Schritt für Schritt durch, was das heute bedeutet.”

Diese Formulierungen zeigen Struktur, ein empathisches Verhalten und vermitteln, dass Sie den Prozess im Griff haben. Das senkt die Spannung bei allen Beteiligten.

Ein weiterer zentraler Aspekt:
Wichtig ist, die Selbstbestimmung der Kundinnen und Kunden jederzeit zu respektieren. Pflegefachkräfte begleiten, erklären und empfehlen – aber sie belehren nicht. Diese Haltung schafft Vertrauen und ermöglicht, dass Menschen Entscheidungen treffen können, die sie wirklich mittragen.

2. Systematische Einschätzung leicht verständlich begleiten

Fachliches Wahrnehmen in alltagstaugliche Worte übersetzen

Die Einschätzung ist fachlich anspruchsvoll und wirkt für Kund*innen schnell überwältigend. Sprechen Sie deshalb laut mit, was Sie beobachten, und erklären Sie kurz, warum das wichtig ist.

Beispiele für einfache, beruhigende Formulierungen:

„Die Haut um die Wunde ist leicht gerötet. Das zeigt, dass sie arbeitet. Normal in der Heilungsphase.”

„Das Sekret ist klar, das ist ein gutes Zeichen für eine stabile Situation.”

„Ich drücke ganz sanft, um zu prüfen, ob Flüssigkeit entsteht. Das hilft mir, die Entwicklung richtig einzuordnen.”

Solche kleinen Sätze schaffen Nachvollziehbarkeit und vermeiden unnötige Sorgen und Ungewissheit.

Eine Studie der Deutschen Wundliga (2024) zeigt, dass 70 Prozent der Betroffenen sich durch klare Erklärungen motivierter fühlen, aktiv mitzuwirken.

Durch eine kommunikative Haltung, die Wahlmöglichkeiten aufzeigt statt Vorgaben zu machen, fühlen sich Betroffene ernst genommen und bleiben aktiv am Behandlungsprozess beteiligt.

3. Maßnahmenplanung offen und realistisch erklären

Die nächsten Schritte in überschaubare Teile gliedern

Wenn Ihre Einschätzung feststeht, beginnt der kommunikativ wichtigste Abschnitt: gemeinsam durchgehen, was jetzt nötig ist. Viele Maßnahmen, wie beispielsweise Kompression, Entlastung, Ernährung und tägliche Kontrolle, wirken gebündelt schnell wie ein großes Paket.

Teilen Sie die Planung darum in drei kleine Bereiche:

  1. Medizinisch Notwendiges
    Verbandwechsel
    • Kompression
    • Wundmaterial
  2. Regelmäßige Abläufe
    Was täglich passiert
    • Was wöchentlich überprüft wird
    • Was dokumentiert wird
  3. Beteiligung der Kund*innen / Familie
    kleine Alltagsaufgaben
    • Beobachtungen melden
    • Schmerzen einschätzen

Praxisbeispiel:

„Sie tragen ab heute eine leichte Kompression. Die drückt etwas, damit der Blutfluss besser arbeiten kann, wie ein sanfter Schutzschild. Wir kontrollieren das wöchentlich. Wenn es unangenehm wird, rufen Sie einfach an.”

Solche Dialogschnipsel machen komplexe Maßnahmen greifbar.

4. Rückmeldungen sichtbar machen

Regelmäßig erklären, wie Sie die Entwicklung einordnen

Chronische Wunden verändern sich oft langsam. Für Pflegedienste ist die Evaluation Routine, für Betroffene aber schwer nachvollziehbar.

Kurze, klare Rückmeldungen wirken darum doppelt:

  • Sie motivieren und zeigen Fortschritte.
    • Sie bereiten realistisch darauf vor, wenn sich etwas nicht wie geplant entwickelt.

Beispiele für hilfreiche Rückmeldungen:

„Heute ist die Wunde etwas trockener… ein gutes Zeichen.”
„Der Rand sieht stabil aus. Wir bleiben beim aktuellen Vorgehen.”
„Es hat sich nichts verändert, das ist bei chronischen Wunden ganz normal.”

Wer regelmäßig transparent erklärt, kann schwierige Gespräche später entspannter führen.

5. Schwierige Entwicklungen offen ansprechen

Ehrlich bleiben, Halt geben, Optionen anbieten

Wenn sich eine Wunde nicht verbessert, entsteht schnell Frust oder Enttäuschung. Sagen Sie offen, dass das normal ist und kein Versagen bedeutet.

Der Ablauf für solche Gespräche kann so aussehen:

  1. Stand erklären
    „Die Wunde ist im Moment unverändert, das beobachten wir häufiger bei chronischen Verläufen.”
  2. Ursachen ruhig benennen
    „Dafür gibt es verschiedene Gründe wie Belastung, Durchblutung oder eine Phase der Reizreaktion.”
  3. Optionen anbieten
    Versorgung anpassen
    • ärztliche Rücksprache
    • zusätzliche Expertise einholen

6. Rollen klären, Überlastung vermeiden

Realistische Aufgaben verteilen: klar, freundlich, entlastend

Viele Angehörige möchten helfen, übernehmen aber manchmal mehr, als gut tut. Klare Rollen verhindern Überforderung auf beiden Seiten.

Hilfreiche Formulierungen:

„Sie können gern täglich kurz auf die Kompression achten.”
„Die Materialkontrolle übernehmen wir, das gehört in den professionellen Bereich.”
„Wenn etwas nicht klappt, ist das völlig in Ordnung. Dafür sind wir da.”

Werden Angehörige ungeduldig, hilft es, realistische Zeiträume zu erklären und den typischen Verlauf chronischer Wunden verständlich einzuordnen. Ungeduld entsteht meist aus Sorge, klare Informationen nehmen hier viel Spannung heraus.

Angehörige profitieren besonders von einer klaren Rollenerklärung: Was gehört zur Verantwortung der Pflege, und was können sie selbst sinnvoll beitragen? Das reduziert Frust, Missverständnisse und überhöhte Erwartungen.

7. Wenn Empfehlungen nicht umgesetzt werden

Ursachen erkunden statt Druck erzeugen

Werden Empfehlungen nicht umgesetzt, sollte dies nicht als Widerstand gewertet werden, sondern als Hinweis auf offene Fragen, Überforderung oder individuelle Prioritäten. Ein ruhiges Nachfragen, was die Umsetzung erschwert, schafft Klarheit und ermöglicht alternative Lösungen.

Auch wenn Maßnahmen nicht wie geplant erfolgen, bleibt es wichtig, Risiken transparent zu erläutern, ohne Druck aufzubauen. So können Kundinnen, Kunden und Angehörige informierte Entscheidungen treffen.

Fazit

Kommunikation macht Fachwissen wirksam

Wundmanagement im Pflegedienst lebt von Struktur, Transparenz und einer Sprache, die Sicherheit vermittelt. Fachlichkeit schafft die Basis, doch erst Ihre Kommunikation macht sie für Kund*innen und Angehörige im Alltag spürbar.

Wir von Die Pflegedienstprofis unterstützen Teams dabei, genau diese Sicherheit im Umgang mit chronischen Wunden aufzubauen – praxisnah, wertschätzend und auf Augenhöhe.

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