Ein Interview über die richtige Examensvorbereitung

Reiner Henrich, examinierter Krankenpfleger, Praxisanleiter und Pflegedienstleiter mit Erfahrungen in Klinik, Pflegeheim und ambulanter Pflege, beschäftigt sich schon seit Jahren mit Prüfungsvorbereitung in der Pflege. Hr. Henrich erzählt ausführlich von seiner eigenen Erfahrung während seines Examens im Jahr 1993.

Diese umfasste drei schriftliche und zwei praktische Prüfungstage. Die schriftlichen Prüfungen dauerten jeweils 120 Minuten und beinhalteten eine Vielzahl von Themen, wie Anatomie, Krankheitslehre, Krankenpflege, Gesetzeskunde, berufliches Selbstverständnis und Umwelthygiene. Während der praktischen Prüfung war er gefordert, drei Patientinnen zu versorgen und verschiedene Aufgaben zu bewältigen.

Die mündlichen Prüfungen stellten eine besondere Herausforderung dar, da er an zwei Tagen in unterschiedlichen Fächern geprüft wurde. Im Vergleich zur damaligen Ausbildung liegt der Schwerpunkt in der heutigen Pflegeausbildung vermehrt auf den individuellen Bedürfnissen der Pflegeempfängerinnen und – empfänger, anstatt sich ausschließlich auf die Krankheitslehre zu konzentrieren. Henrich empfiehlt angehenden Pflegekräften, sich Fallbeispiele genau anzusehen und Transferleistungen zu erbringen. Dabei betont er die Wichtigkeit, sich jeden Fall genau vorzustellen und mit den eigenen Erfahrungen zu vergleichen, um so ein tieferes Verständnis für die jeweilige Situation zu entwickeln. Um sich bestmöglich auf die Prüfungen vorzubereiten, rät Henrich dazu, die
grundlegenden Fakten und Zusammenhänge zu lernen, auf die Lehrerinnen und Lehrer hinweisen. Es ist wichtig, keine Unterrichtseinheiten zu verpassen, die sich auf die Prüfungsvorbereitungen beziehen. Zudem sollten die Auszubildenden ihren Fokus nicht nur auf das Auswendiglernen von Fakten legen, sondern auch auf die Anwendung des Gelernten in der Praxis. Für die mündliche Prüfung ist es entscheidend, die Fähigkeit zur Reflexion zu zeigen. Bei der praktischen Prüfung sollten Auszubildende neben den eigentlichen Pflegetätigkeiten auch die Fallvorstellung und das Reflexionsgespräch üben.

Henrich betont, dass es nicht darum geht, alles nach Lehrbuch zu erledigen, sondern das erlernte Wissen individuell auf die Pflegeempfängerinnen und – empfänger zu übertragen. Um Prüfungsangst entgegenzuwirken, rät Henrich zu einem gesunden Ausgleich und Entspannungstechniken. Er gesteht, dass er vor seinem eigenen Examen zu wenig Wert auf Bewegung, Entspannung und gesunde Ernährung gelegt hat. Ein schriftlicher Lernplan kann dazu beitragen, sich besser auf die Prüfung vorzubereiten und mehr Sicherheit zu gewinnen. Abschließend betont Henrich die Bedeutung einer gewissen Lässigkeit und des Mutes zur Lücke. Wichtig ist, dass die Lücken im Wissen nicht zu groß sind und die grundlegenden Themen beherrscht werden. Dennoch sollte man sich bewusst sein, dass es unmöglich ist, alles perfekt zu wissen, und dass die Fähigkeit, sich schnell in neue Situationen einzufinden und Probleme flexibel zu lösen, oft wichtiger ist als das bloße Wissen. Zur besseren Vorbereitung empfiehlt Henrich auch, sich mit den eigenen Stärken und Schwächen auseinanderzusetzen und gegebenenfalls gezielte Unterstützung von Lehrerinnen und Lehrern oder auch erfahrenen Pflegekräften einzuholen. Eine gute Zusammenarbeit mit den Mitschülerinnen und Mitschülern und der Austausch über Erfahrungen und Erkenntnisse können ebenfalls hilfreich sein, um den eigenen Lernprozess zu optimieren und von den Erfahrungen anderer zu profitieren.

Neben der fachlichen Vorbereitung sollte auch die persönliche Einstellung zu den Prüfungen eine Rolle spielen. Henrich rät dazu, sich bewusst zu machen, dass
Prüfungen eine Chance sind, das eigene Können unter Beweis zu stellen und zu zeigen, dass man bereit ist, Verantwortung in der Pflege zu übernehmen. Eine positive Einstellung kann dazu beitragen, selbstbewusster und gelassener in die Prüfungen zu gehen. Er betont, dass gute Kommunikation mit den Prüferinnen und Prüfern und auch den Pflegeempfängerinnen und -empfängern entscheidend ist. Die Fähigkeit, sich klar und verständlich auszudrücken und auf Fragen und Anforderungen angemessen zu reagieren, kann den Unterschied zwischen Erfolg und Misserfolg ausmachen.

Das Interview wurde geführt von Frau Annett Henrich

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Annett Henrich