Gewalt in der Pflege: Ein Tabuthema rückt in den Fokus

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Nach einem gewalttätigen Vorfall in der Silvesternacht in der Sana-Klinik Berlin-Lichtenberg, bei dem drei Brüder das Pflegepersonal angegriffen haben, steht das Thema Gewalt in der Pflege erneut im Mittelpunkt der öffentlichen Diskussion. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hat auf X (früher Twitter) die Notwendigkeit betont, gegen die “Verrohung” im Umgang mit dem Gesundheitspersonal vorzugehen und härtere Strafen für solche Übergriffe anzukündigen.

Die Pflegekammer Nordrhein-Westfalen (NRW) hat in diesem Zusammenhang darauf hingewiesen, dass Gewalt in der Pflege kein Einzelfall ist. Eine von der Kammer initiierte Expertengruppe arbeitet an Aufklärungs- und Sensibilisierungsmaßnahmen sowie an Strategien zur Prävention von Gewalt.

Dominik Stark, Vorstandsmitglied der Pflegekammer, hebt hervor, dass Gewalt in der Pflege immer noch ein Tabuthema ist und dringend angegangen werden muss. Die Prävention von Gewalt hat sowohl für Pflegebedürftige als auch für professionell Pflegende oberste Priorität.

Eine Umfrage des Gewaltpräventionsprojekts “PEKo” zeigt das erschreckende Ausmaß der Gewalt in der Pflege: 92 Prozent der befragten Pflegefachkräfte aus verschiedenen Bereichen der Pflege haben Gewalterfahrungen gemacht. Die Pflegekammer betont die Notwendigkeit von Fortbildungen und Aufklärungskampagnen sowie die Stärkung der Kompetenzen des Pflegepersonals.

Ein Schwerpunkt liegt auf Deeskalationstrainings und der Sensibilisierung für unterschiedliche Gewaltformen. Geschulte Führungskräfte, die einen offenen Umgang mit dem Thema Gewalt am Arbeitsplatz pflegen, sind essenziell für eine systematische Aufarbeitung.

Zudem plant die Pflegekammer NRW die Einführung eines Meldesystems für Berufspflichtverletzungen. Sonja Wolf, Vorstandsmitglied der Kammer, erklärt, dass dieses „Whistleblower-System“ es Pflegefachkräften ermöglichen soll, auf pflegefachliche Gefahren und Gewaltvorfälle hinzuweisen. Die Möglichkeit, anonym zu melden, soll dabei helfen, Hemmschwellen abzubauen und die Dunkelziffer der nicht gemeldeten Fälle zu reduzieren.

Zusammenfassend ist das Thema Gewalt in der Pflege ein ernstes und komplexes Problem, das dringend mehr Aufmerksamkeit und strukturierte Maßnahmen erfordert. Die Initiative der Pflegekammer NRW stellt einen wichtigen Schritt dar, um dieses Tabuthema anzugehen und die Sicherheit und das Wohlbefinden von Pflegepersonal und Pflegebedürftigen zu gewährleisten.