Kontrakturenprophylaxe:
Eine Herausforderung für die Pflege

Ansprechpartner

Reiner Henrich

Die Prävention und Behandlung von Kontrakturen, sprich dauerhaften Bewegungs- und Funktionseinschränkungen von Gelenken, ist in der Pflege eine Herausforderung aus mehreren Gründen:

1. Komplexität der Pflege:

Die Pflege von Menschen, die an Kontrakturen leiden, erfordert spezielle Kenntnisse und Fähigkeiten. Pflegekräfte müssen in der Lage sein, die Symptome zu erkennen, geeignete Behandlungspläne zu erstellen und diese effektiv umzusetzen. Dies kann eine Herausforderung sein, insbesondere in Umgebungen, in denen die Ressourcen begrenzt sind.

2. Zeitaufwand:

Die Prävention und Behandlung von Kontrakturen erfordert oft intensive, regelmäßige und langfristige Pflege. Dies kann zeitaufwendig sein und die Verfügbarkeit von Pflegekräften für andere Aufgaben einschränken.

3. Körperliche Anstrengung:

Die Pflege von Menschen mit Kontrakturen kann körperlich anstrengend sein. Dies kann zu Ermüdung und möglicherweise zu Verletzungen bei den Pflegekräften führen.

4. Emotionale Belastung:

Die Pflege von Menschen mit chronischen Erkrankungen wie Kontrakturen, kann emotional belastend sein. Pflegekräfte können sich überfordert oder frustriert fühlen, vorwiegend wenn die Fortschritte langsam sind oder wenn es Rückschläge gibt.

5. Mangel an Ressourcen:

In vielen Pflegeeinrichtungen fehlen die notwendigen Ressourcen, um eine effektive Prävention und Behandlung von Kontrakturen zu gewährleisten. Dies kann ein Mangel an ausgebildetem Personal, an geeigneten Geräten oder an Zeit sein.

6. Kommunikation und Koordination:

Die Pflege von Menschen mit Kontrakturen erfordert oft eine enge Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Gesundheitsdienstleistern, einschließlich Ärzten, Physiotherapeuten und Pflegekräften. Die Koordination dieser Bemühungen kann eine Herausforderung sein.

Diese Faktoren machen die Prävention und Behandlung von Kontrakturen zu einer komplexen und herausfordernden Aufgabe in der Pflege. Es ist wichtig, dass Pflegekräfte die notwendige Ausbildung und Unterstützung erhalten, um diese Herausforderungen effektiv bewältigen zu können.
Die Ursachen für Kontrakturen können vielfältig sein, darunter langes Liegen oder Sitzen ohne Bewegung, bestimmte Erkrankungen, Schmerzen, die zu Schonhaltungen führen, oder große Narben, die die Haut schrumpfen lassen.

Eine Kontraktur wird definiert als eine Situation, in der eine Person das betroffene Gelenk aufgrund verhärteter Muskulatur nur eingeschränkt oder gar nicht selbst strecken oder beugen kann. Selbst passive Bewegungen durch Pflegekräfte können das Gelenk nur eingeschränkt in eine andere Richtung bewegen.
Die Kontrakturenprophylaxe zielt darauf ab, die Beweglichkeit der betroffenen Person aufrechtzuerhalten und zu fördern. Dazu gehören regelmäßige Positionswechsel, Mobilisation in den Rollstuhl, das Aufstellen oder Laufen mit dem Rollator, und passive Bewegungsübungen, bei denen die Pflegeperson die Gelenke bewegt. Diese Übungen sollten mehrmals wiederholt und von den kleineren zu den größeren Gelenken durchgeführt werden.

Ein spezieller Fall ist die Spitzfußkontraktur, eine Fußfehlstellung, die durch falsche Lagerung oder zu lange Ruhigstellung des Fußes entstehen kann. Die Prophylaxe besteht darin, die Füße im Bett in einer 90-Grad-Stellung zu lagern und aktivierende Bewegungen durchzuführen.

Es ist wichtig, dass die Pflegekräfte die Kontrakturengefahr erkennen und geeignete Maßnahmen ergreifen. Sie sollten die pflegebedürftige Person dazu ermutigen, sich so weit wie möglich selbst zu bewegen und sie dabei unterstützen. Bei Schmerzen oder starken Fehlstellungen sollte der behandelnde Arzt informiert werden.

Zusätzlich zu den Bewegungsübungen können auch Aktivitäten, wie das Rühren vonSuppen und Soßen oder sportliche Runden in der Pflegeeinrichtung, zur Kontrakturenprophylaxe beitragen. Es ist wichtig, dass die Fortschritte der pflegebedürftigen Person anerkannt und gefördert werden.
Die Durchführung von Bewegungsübungen ist ein wesentlicher Bestandteil der Kontrakturenprophylaxe. Diese Übungen können sowohl passiv (durchgeführt von Pflegekräften) als auch aktiv (durchgeführt von der pflegebedürftigen Person selbst) sein. Bei passiven Übungen beginnt man in der Regel mit den Füßen und arbeitet sich langsam nach oben, wobei jedes Gelenk mehrmals bewegt wird. Bei aktiven Übungen wird die pflegebedürftige Person dazu ermutigt, sich so weit wie möglich selbst zu bewegen.

Eine weitere wichtige Maßnahme zur Vermeidung von Kontrakturen ist die richtige
Positionierung und Lagerung der pflegebedürftigen Person. Dies kann durch den Einsatz von Hilfsmitteln, wie Allround-Lagerungskissen, Fersenentlastungskissen und Abduktionskissen erreicht werden. Diese Hilfsmittel unterstützen die korrekte Positionierung der Knie und Unterarme und verhindern Zugkräfte auf den Bandapparat.

Die Kontrakturenprophylaxe ist nicht nur auf die physische Ebene beschränkt, sondern beinhaltet auch psychosoziale Aspekte. Die Motivation und das Engagement der pflegebedürftigen Person sind entscheidend für den Erfolg der Prophylaxe. Daher ist es wichtig, eine positive und ermutigende Umgebung zu schaffen, in der die Person sich sicher und unterstützt fühlt. Lob und Anerkennung für kleine Fortschritte können einen großen Unterschied machen und die Motivation zur Teilnahme an Übungen und Aktivitäten erhöhen.

Die Kommunikation zwischen den Pflegekräften und der pflegebedürftigen Person ist ebenfalls ein entscheidender Faktor. Die Pflegekräfte sollten die Person über die Bedeutung der Kontrakturenprophylaxe aufklären und ihr erklären, wie die verschiedenen Übungen und Aktivitäten dazu beitragen, ihre Mobilität zu erhalten und zu verbessern. Dies kann dazu beitragen, das Verständnis und die Bereitschaft der Person zur Teilnahme an der Prophylaxe zu erhöhen.

Die Einbeziehung der Familie und des sozialen Umfelds der pflegebedürftigen Person kann ebenfalls zur Kontrakturenprophylaxe beitragen. Sie können die Person ermutigen, an Übungen und Aktivitäten teilzunehmen und sie bei der Durchführung unterstützen. Darüber hinaus können sie dazu beitragen, eine positive und unterstützende Umgebung zu schaffen, die die Motivation und das Engagement der Person erhöht.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Kontrakturenprophylaxe eine umfassende und kontinuierliche Anstrengung erfordert, die sowohl physische als auch psychosoziale Aspekte umfasst. Durch die Kombination von regelmäßigen Bewegungsübungen, richtiger Positionierung und Lagerung, motivierender Kommunikation und Unterstützung durch Familie und soziales Umfeld kann die Mobilität der pflegebedürftigen Person erhalten und verbessert werden, wodurch das Risiko von Kontrakturen verringert wird.

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