Neuer Expertenstandard Chronische Wunden: Was ändert sich in der Pflege?

Neuer Expertenstandard Chronische Wunden Was ändert sich in der Pflege

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Der aktualisierte Expertenstandard „Pflege von Menschen mit chronischen Wunden“ des Deutschen Netzwerks für Qualitätsentwicklung in der Pflege (DNQP) liegt jetzt vor und bringt wichtige Neuerungen für Pflegekräfte und Einrichtungen. Ein Expertenkreis unter Leitung von Prof. Steve Strupeit von der Universität Greifswald hat die Überarbeitung vorgenommen. Ziel ist eine noch stärker patientenzentrierte und qualitativ hochwertige Versorgung bei chronischen Wunden wie Dekubitus, diabetischem Fußulkus oder Ulcus cruris.

Personzentrierung und Selbstmanagement im Fokus

Kernpunkt des neuen Standards ist die Betonung einer personenzentrierten Pflege. Menschen mit chronischen Wunden sollen noch stärker in ihre eigene Versorgung eingebunden werden. Konkret bedeutet dies, dass die Pflegekräfte nicht nur medizinische Maßnahmen durchführen, sondern die Betroffenen aktiv darin unterstützen, mit ihrer Erkrankung besser umzugehen. Selbstmanagement und Angehörigenberatung gewinnen dabei deutlich an Gewicht. Ziel ist es,
Betroffenen mehr Eigenverantwortung und Lebensqualität zu ermöglichen.

Umfassendes Assessment notwendig

Neu ist auch, dass der Expertenstandard eine ganzheitliche Betrachtung fordert. Künftig müssen Pflegekräfte neben der Wundsituation auch psychosoziale Faktoren systematisch erfassen. Schmerz, psychische Belastungen und soziale Aspekte der Betroffenen fließen somit stärker in das Pflegeassessment und die Planung ein. Dies ermöglicht individuellere und umfassendere Pflegepläne, was letztlich die Heilungschancen verbessert.

Wertschätzende Kommunikation wird Standard

Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Änderung der Sprache. Der Standard fordert eine bewusst wertschätzende Kommunikation. Abwertende oder rein technische Begriffe sollen vermieden werden. Diese wertschätzende Sprache betrifft nicht nur die direkte Kommunikation mit den Betroffenen, sondern auch die Dokumentation. Der Fokus liegt auf einer respektvollen, verständlichen und patientenorientierten Ausdrucksweise.

Erweiterte Anforderungen an Fachkompetenz

Die Anforderungen an die Fachkompetenz der Pflegekräfte wurden deutlich erhöht. So sind nun fundierte Kenntnisse in der Wundversorgung Pflicht, ebenso wie Fähigkeiten in der Anleitung und Beratung der Betroffenen und ihrer Angehörigen. Besonders komplexe oder schwer heilende Wunden sollen von speziell ausgebildeten Pflegeexperten begleitet werden, um die Versorgungsqualität sicherzustellen.

Schulung, Dokumentation und Qualitätssicherung

Auch bei den Themen Schulung und Qualitätssicherung bringt der aktualisierte Standard Neuerungen. Schulungen sind jetzt nicht nur für Pflegefachkräfte, sondern explizit auch für Patienten und Angehörige vorgesehen. Die Dokumentation der Wundsituation muss regelmäßig und detailliert erfolgen. Dabei sollen Aspekte wie Wundgröße, Exsudatmenge, Zustand der Wundumgebung und Verlauf transparent und nachvollziehbar sein. Zur Sicherung und Weiterentwicklung der Qualität empfiehlt der Standard regelmäßige interne Überprüfungen und die Nutzung von Qualitätsindikatoren, um die Ergebnisse der Versorgung
kontinuierlich zu überwachen und gegebenenfalls zu verbessern.

Konsequenzen für die Praxis

Pflegeeinrichtungen müssen ihre Abläufe und Konzepte an diese Neuerungen anpassen. Der aktualisierte Expertenstandard verlangt nicht nur eine fachliche, sondern auch eine kulturelle Weiterentwicklung in der Pflegepraxis. Der Fokus liegt klar auf einer evidenzbasierten, ganzheitlichen und wertschätzenden Versorgung, die sowohl die individuellen Bedürfnisse der Betroffenen als auch die fachliche Kompetenz der Pflegekräfte umfassend berücksichtigt. Einrichtungen, die diese Anforderungen umsetzen, können die Lebensqualität der Betroffenen entscheidend verbessern.

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