Belastungen und Fragen am Ende des Lebens

Wenn es um die Pflege schwer kranker Menschen geht, übernimmt das oft der Ehepartner und die zugehörige Familie in häuslicher Betreuung. Einerseits ist dieses Phänomen gut, da dadurch dem Personalmangel in der Pflege entgegengewirkt werden kann, auf der anderen Seite müssen auf einmal Menschen, die eigentlich in einer gänzlich unterschiedlichen Berufssparte gearbeitet haben, nun plötzlich die Aufgaben gelernter Pflegefachkräfte übernehmen. Noch dazu kommt die Doppelbelastung, da die zu pflegenden Angehörigen geliebte Menschen sind und man ihnen den Leidensweg nicht ersparen, sondern sie nur in ihrem letzten Lebensabschnitt begleiten kann. Nicht verwunderlich ist es dann, wenn die pflegenden Familienmitglieder irgendwann verzweifelt und hoffnungslos reagieren, da sich in ihrem Leben sehr viele ungeklärte Fragen stellen, die ihnen scheinbar niemand beantworten kann. Die Pflegedienste können und sollten hier ihr Leistungsangebot erweitern und den Familienangehörigen, die offensichtlich Probleme bei der Pflege haben, besser unter die Arme greifen. Schließlich sind jene keine geschulten Fachkräfte, welche mit einem professionellen Auge auf die Patientinnen und Patienten schauen, sondern es sind deren Liebsten, welche vor ihren Augen tagtäglich leiden und denen sie zuschauen müssen, wie sie die Autonomie verlieren und sich ihr komplettes Leben immer mehr umstellt. Die Zahl und Art der Belastungen und Fragen unterscheiden sich erheblich von denen der Pflegekräfte.

Wichtig ist Angehörigen, die emotional die Krankheit oder den Umstand, dass ein geliebter Mensch nun nicht mehr ohne Hilfe leben kann und bald vielleicht sterben wird, nicht verarbeiten können, Unterstützung anzubieten. Oftmals hilft es schon, aus dem Pflegealltag zu berichten und so die Angst oder Ungewissheit zu nehmen. Falls die Angehörigen zeitlich massive Probleme bekommen, kann man die Hälfte der Zeit auf ambulante Pflege umstellen, damit die Angehörigen ein Stück ihr Leben ohne zu betreuende Person noch führen können. Die häufigste Frage, die sich ungelernten Familienmitgliedern stellt, ist, ob sie denn alles richtig machen in der Pflege. Hier sollten professionelle Pflegefachkräfte vielleicht gesammelt in einer kleineren Gruppe Schulungen oder Kurse anbieten, um Grundkenntnisse zu schaffen und einen größeren Erfolg bei den Angehörigen zu erzielen. Die Frage nach dem Leben nach dem Tod beschäftigt generell sehr viele Menschen weltweit, diejenigen, die aber indirekt damit (bald) konfrontiert werden, am meisten. Vielleicht kann man als Pflegedienst mit kirchlichen Mitarbeitern oder Psychologen zusammenarbeiten, um den Angehörigen Möglichkeiten zu bieten, sich über dieses Thema auszutauschen. Im Grunde kann man
als Pflegekraft immer auf die Menschen zugehen und nachfragen, ob es Probleme oder Belastungen gibt, gegen die man dann gezielt arbeiten kann, und ein offenes Ohr zu haben ist in den meisten Fällen schon sehr hilfreich.

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Ansprechpartner

Reiner Henrich