Der medizinische Umgang mit Cannabis

Bis ins 19. Jhdt. wusste die Menschheit nicht, dass der Genuss von Cannabis süchtig machen konnte und benutzte diese Pflanze, um Medizin herzustellen. Sie wurde bei verschiedensten Beschwerden verwendet, unter anderem bei Depressionen, Rheuma, Hysterie oder Nervenleiden. Dass Cannabis missbräuchlich zu Rauschzwecken eingenommen wurde, entwickelte sich erst später. Seit 1929 ist der Besitz und Konsum zunächst im Opium-Abkommen und mittlerweile im Betäubungsmittelgesetz in Deutschland eingeschränkt und sogar verboten. Patientinnen und Patienten mit schwerwiegender Erkrankung, darf Cannabis jedoch verschrieben werden und seit Oktober 2022 liegt ein Gesetzesentwurf vor, der die Legalisierung von Cannabis in Deutschland regelt. Die Regeln sind aber sehr streng formuliert, gelten dennoch allgemeingültig für die gesamte Bevölkerung ab 18 Jahren und nicht mehr nur für bestimmte Patientinnen und Patienten. Bei vorsichtiger und kontrollierter Einnahme kann Cannabis aufgrund seiner vielfältigen Anwendungsbereiche, körperliche und geistige Fähigkeiten steigern. Die in der Pflanze enthaltenen Cannabinoide, eine Gruppe pharmakologisch aktiver Substanzen, von denen bereits 144 erforscht sind, wirken alle unterschiedlich auf verschiedene Körperregionen. Der Grund, dass diese Cannabinoide im menschlichen Organismus eine so gute Wirkung erzielen können, liegt daran, dass
Menschen ein endocannabinoides System besitzen, mit dem diese Wirkstoffe reagieren können. Aufgrund der Tatsache, dass die Rezeptoren dafür fast im gesamten Körper verteilt sind, hat Cannabis auf fast den gesamten Körper Auswirkungen. Es gibt zwei verschiedene Rezeptoren-Typen, einer davon liegt im zentralen Nervensystem, der andere Typ im Immun-, Verdauungs- und dem Fortpflanzungssystem sowie in Knochen, Haut, Lunge, hormonalen Drüsen und den Augen. Von den bekannten Cannabinoiden sind zwei am besten erforscht und verbreitet, nämlich THC und CBD, zwei Wirkstoffe, die in der Hanfpflanze zu finden sind. THC hat den Ruf, ausschließlich in Verbindung mit Marihuana und Drogenkonsum zu stehen, wohingegen bei CBD die therapeutische Wirkung im Vordergrund steht, solange der THC-Gehalt unter 0,2 Prozent liegt. Die Unterscheidung der beiden Stoffe liegt aber nicht nur darin, sondern auch, dass THC
eine psychoaktive Wirkung auf den menschlichen Organismus hat und beim Andocken an die Rezeptoren Dopamin ausschüttet und damit das Bewusstsein verändert, wohingegen CBD beispielsweise als CBD-Öl kaum psychoaktiv wirkt und gegen Kopfschmerzen oder andere körperlichen Schmerzen eingesetzt wird. Im SGB V, §31, Abs. 6 ist geregelt, dass Versicherte mit einer schwerwiegenden Erkrankung Anspruch auf eine medizinische Versorgung mit Cannabis haben, wenn bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind. Zudem finden die Cannabinoide Anwendung in verschiedenen medizinischen Bereichen, wie bei Übelkeit, Erbrechen etc., infolge einer Chemotherapie, bei Magen-Darm-Erkrankungen, Spastiken und Bewegungsstörungen oder auch psychischen Erkrankungen.

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Reiner Henrich