Fallarbeit in der Pflege

Die Pflege ist sehr von Individualität geprägt. Jeder Mensch der Hilfe benötigt und alle in der Pflege und Betreuung tätigen, nehmen die Aufgaben unterschiedlich wahr. Bis zu einem gewissen Grad ist diese Diversität auch sehr förderlich, für die zu Behandelnden ist es nur schwierig mit Pflegenden oder auch Ärzten bspw. umzugehen, wenn diese unterschiedliche Vorgehensweisen verfolgen. Damit also die Pflege für die Patienten bedürfnisorientierter wird, sollte im Pflegedienst in sogenannten Fallbesprechungen die pflegerischen Vorgehensweisen untereinander abgestimmt werden.

Zu diesem Thema hat das „Dialogzentrum Leben im Alter“ www.dzla.de, im „kritischen Glossar“ geäußert: „Wissen und Haltung allein verändern die Praxis nicht. Zwischen dem, was Menschen glauben zu tun und dem, was sie tatsächlich tun, besteht bekanntlich eine erhebliche Kluft. Wie also diesen Spalt überbrücken, wie Wissen und Überzeugung in Handlung übersetzen? Ein wichtiger Ansatz besteht darin, Interventionen eng mit und im Team zu entwickeln, auszuprobieren, anzupassen, zu bewerten. Das Team ist nicht Objekt (setzt etwas Fertiges um), sondern Subjekt des Prozesses (passt evidenzbasierte Interventionen und Programme an, biegt sie auf den vorhandenen Kontext zurecht, erfindet sie neu).“

Welche Vorgehensweise ist somit sinnvoll? Hierbei setzt sich eine Gruppe aus Pflegekräften, teilweise auch mit Ärzten und/oder Therapeuten zusammen und klärt Pflegeressourcen oder Lösungsstrategien für den Unterstützungsbedarf. Hierbei ist zu erwähnen, dass in den meisten Fallbesprechungen die Pflege unter sich bleibt. Gründe dafür können zeitliche Ressourcen oder Probleme bei der Terminfindung sein. Dabei ist die Fallarbeit sowohl als Treffen für einen bestimmten Patienten zu verstehen, für den dann eine Strategie besprochen wird, als auch als Zusammenkunft wegen eines allgemein gehaltenen Falles, der für alle geklärt wird, damit sich im Alltag alle auf dem gleichen Wissensstand befinden. Ein solches Treffen ist sowohl für Auszubildende und neu eingestellte Pflegekräfte sinnvoll und geeignet als auch für alle weiteren Pflegekräfte, da diese von älteren oder solchen, die den Beruf schon länger ausüben, viel dazulernen können. Eine Fallbesprechung wird erst dann lebendig und zu einer nachhaltigen Erfahrung, wenn alle Beteiligten ihren Teil dazu beitragen und auch eigene Erlebnisse subjektive schildern oder bereits bekannte Probleme ausführlich besprochen werden. Sogar im Rahmen der Qualitätsprüfung durch den Medizinischen Dienst, wird das Angebot von Fallbesprechungen untersucht. Je häufiger und regelmäßiger solche stattfinden, desto höher wird der Qualitätsstandard der Pflegeeinrichtung. Ziele der Fallarbeit sind die Denkblockaden in Problemsituationen aufzudecken und abzubauen, gemeinsam Behandlungsstrategien auszuarbeiten, die pflegerische Situationen der Patienten offenzulegen, die pflegerischen Abläufe zu optimieren und damit die Zufriedenheit der Patienten und der Mitarbeiter zu steigern. Wie regelmäßig solche Treffen dann stattfinden, bleibt der Pflegeeinrichtung überlassen. Generell jedoch, wenn sich der Zustand des Patienten ändert oder neue Problemfelder bemerkbar werden.

Um die Fallarbeit ansprechend zu gestalten, sollte ein durchgehend roter Faden befolgt werden. Voraussetzung ist, dass alle Beteiligten regelmäßig anwesend und ihre Telefone während des Treffens möglichst ausgeschaltet sind. Die Teilnehmer müssen also rechtzeitig vorab informiert werden, ebenso sollte im Vorfeld ein Moderator festgelegt werden. Diese Position wird meist von Leitung des Betriebes übernommen. Der Moderator gibt den Ort der Veranstaltung bekannt und sorgt für genügend Platz sowie die Bereitstellung der notwendigen Materialien. Eine Protokollierung des Treffens ermöglicht es, dass sich abwesende Mitarbeiter im Nachhinein über die Inhalte der Fallarbeit informieren können und somit ebenfalls ihrer Nachweispflicht nachkommen. Ein weiterer Vorteil ist, dass alle an der Pflege und Betreuung Beteiligte den gleichen Wissensstand vorweisen und dass so Diskrepanzen innerhalb der praktischen Arbeit vermieden werden können.

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Ansprechpartner

Reiner Henrich