Internet – User zu versteigern

Waren Sie bereits vor dem Lesen dieses Artikels länger als 1 Minute im Internet? Dann wurden Sie bereits mindestens einmal vermessen: Was schauen Sie an, wo waren Sie zuvor, wo gehen Sie hin und vieles mehr. Etwa 197 Milliarden Datenzugriffe finden am Tag in Europa statt. Tausende Firmen können Zugriff auf dieses Datenpaket erlangen, die mithilfe weiterer Daten, zum Beispiel Geodaten, quasi über Bande sehr private Informationen, wie sexuelle Vorlieben und politische Einstellungen erhalten. Um diese Daten mit größtmöglichem Gewinn zu verkaufen, bedient sich die Werbeindustrie dem sogenannten “Real- Time -Bidding”. Hierbei wird ermittelt, welche Inhalte sich Nutzer anschauen oder wo sie sich im Netz befinden. Im Moment des Seitenaufrufes sammelt ein Dienst im
Hintergrund Gebote für Anzeigenplatzierungen. Die Bieter analysieren sämtliche gesammelte Daten zur Person, die möglicherweise die Anzeigen zu sehen bekommen soll. Je nach Nutzerverhalten im Netz können es Geschlecht, Standort, Alter, Hobbys, Wohnform, Haushaltsgeräte, sexuelle Vorlieben, politische Ausrichtung, bevorzugte Orte, Trainingsverhalten, Gewicht, Zyklus, Blutdruck, Blutzucker, Genussmittel, Ernährungsgewohnheiten, Suchtprobleme, Geschlechtskrankheiten, Muskelmasse und etliche mehr sein. Die Bieter entscheiden darauf hin, ob sie bieten und wie hoch das Gebot ausfällt. Der gesamte Prozess inklusive der Platzierung geschieht in Echtzeit, also in Millisekunden. In Europa und USA belief sich der Wert der Real Time Bidding Verkäufe in 2019 auf etwa 117 Milliarden Dollar. Die größten Akteure sind Google und seit 2021 Microsoft, mit dem Kauf des Real-Time- Bidding Firma “Xandr”. Alleine die durch Google in Europa gesammelten Daten teilt die Firma mit etwa 1100 Unternehmen weltweit. 19,6 Millionen Sendungen pro Minute allein aus Deutschland. Die Daten landen auch in China und vor den Sanktionen in Russland, ohne Kontrolle, was damit geschieht. Dass jedoch nicht nur Werbung geschaltet wird, zeigt der Fall eines katholischen Priesters in den USA, der durch die kommerziell zugänglichen Daten der App “Grindr”, die ein katholischer Newsletter gekauft
hat, als homosexuell geoutet wurde. Dies zog den Rücktritt des Generalsekretärs der US Bischofskonferenz nach sich. Bereits 2020 belegte die norwegische Aufsichtsbehörde, aufgrund dieser Datenverkäufe, “Grindr” mit einem Bußgeld von 10 Millionen Euro. Ein Trost ist, dass in Europa durch die bisweilen als sperrig und unnötig betitelten EU-DSGVO der Anteil der umgesetzten Daten erheblich geringer ist als in den USA. Übrigens gibt es eine einfache Abwehrmaßnahme, bei der aber nicht mehr unbedingt jede Seite funktioniert: Javaskript im Browser deaktivieren

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Ansprechpartner

Arne Schlick

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