Kapitel 1: Ein unerwarteter Fund

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Reiner Henrich

Hedwig stand vor der Medikamentenstation des Pflegeheims “Sonnenschein”. Die kalte Morgenluft drang durch das geöffnete Fenster und ließ die Vorhänge im Wind flattern. In ihren Händen hielt sie die Liste der morgendlichen Medikamente, die sie sorgfältig abarbeitete. Doch etwas stimmte nicht. Eine Spritze, die ganz oben auf der Liste stand, fehlte.

Die Sonne war gerade dabei, sich über den Horizont zu erheben und tauchte den Raum in ein mildes, silbriges Licht. Hedwigs Stirn runzelte sich, als sie die Liste ein zweites Mal überprüfte. Es konnte doch nicht sein, dass ausgerechnet heute, an diesem entscheidenden Tag, das Medikament für Herrn Müller verschwunden war.

Herr Müller, ein sanfter älterer Herr mit einem stets freundlichen Lächeln, lag in seinem Bett und schlief. Sein Gesicht war von Sorgenfalten gezeichnet, die im fahlen Morgenlicht besonders deutlich wurden. Das verschwundene Medikament war für ihn von größter Bedeutung. Es musste gefunden werden, und zwar schnell.

Hedwig hatte Jahre in der Pflege gearbeitet und wusste, dass solche Fehler nicht passieren durften. Ihr Pflichtbewusstsein trieb sie an, herauszufinden, was geschehen war. Sie verließ leise Herrn Müllers Zimmer und betrat den Flur des Pflegeheims.

Die anderen Pflegekräfte hatten gerade mit der Morgenausgabe von Medikamenten begonnen, und die Bewohner saßen in ihren Rollstühlen oder ruhten in ihren Betten. Hedwig begann, Fragen zu stellen, zunächst bei ihren Kollegen. Doch niemand schien irgendetwas Ungewöhnliches bemerkt zu haben. Das Pflegeheim, das normalerweise von Gelächter und Geschichten erfüllt war, wirkte heute gespenstisch still.

Schließlich sprach Hedwig mit den anderen Pflegekräften, die in der Nähe von Herrn Müllers Zimmer arbeiteten. Aber auch sie konnten keine Erklärung liefern. Die Stimmung im Pflegeheim war angespannt. Hedwig spürte, dass hier mehr im Gange war, als es den Anschein hatte.

Zurück in ihrem kleinen Büro durchsuchte sie die Dokumente erneut, auf der Suche nach einer möglichen Erklärung. Ihre Gedanken kreisten um die wenigen Personen, die Zugang zu den Medikamenten hatten: die Pflegekräfte selbst, die Patienten, Angehörige und gelegentliche Besucher.

Die Minuten verstrichen, und Hedwig wurde sich der Dringlichkeit dieser Angelegenheit immer mehr bewusst. Es musste einen Weg geben, dieses Rätsel zu lösen und das Medikament für Herrn Müller zu finden. Hedwig hatte keine Ahnung, welches Geheimnis sich hier vor ihr auftat, aber sie war fest entschlossen, es zu entschlüsseln und Herrn Müller zu helfen.

Hedwigs Entschlossenheit trieb sie an, die Spur des verschwundenen Medikaments weiterzuverfolgen. Sie beschloss, zunächst Herrn Müllers Zimmer genauer unter die Lupe zu nehmen. Als sie den Raum betrat, breitete sich eine Stille aus, die nur vom leisen Atem des schlafenden Patienten durchbrochen wurde. Hedwig durchsuchte Schubladen, Schränke und den Nachttisch, doch das Medikament blieb unauffindbar.

Frustriert und besorgt machte sie sich auf den Weg, um ihre Kollegen zu befragen. Ihr Blick fiel auf Schwester Maria, eine erfahrene Pflegekraft, die schon viele Jahre im Pflegeheim arbeitete. “Maria, hast du irgendetwas Ungewöhnliches bemerkt?”, fragte Hedwig.

Schwester Maria seufzte und blickte besorgt aus dem Fenster. “Es war eine unruhige Nacht. Einige unserer Patienten haben schlecht geschlafen und von einem ‘schattenhaften Besucher’ gesprochen. Aber ich dachte, es seien nur Albträume.”

Hedwig runzelte die Stirn. “Ein schattenhafter Besucher? Das klingt seltsam. Welche Patienten haben davon gesprochen?”

Maria nannte einige Namen, und Hedwig beschloss, diese Patienten später zu befragen. Etwas Dunkles schien in dieser ruhigen Einrichtung vorzugehen, und Hedwig fühlte, dass sie der Sache auf den Grund gehen musste.

Als sie den Flur entlangging, bemerkte sie, wie verängstigt einige der Patienten aussahen. Ein älterer Herr namens Herr Fischer, der oft am Fenster saß, flüsterte ihr zu: “Es gibt hier Dinge, die nicht stimmen, junge Dame. Ich habe vor ein paar Nächten ein Taxi vor dem Heim gesehen, spät in der Nacht.”

Hedwig zögerte einen Moment und fragte: “Ein Taxi? Kannst du dich an irgendwelche Details erinnern? Kennst du den Fahrer oder die Person, die ausgestiegen ist?”

Herr Fischer schüttelte den Kopf. “Nur eine schlanke, verdächtige Person, die in das Heim ging. Mehr habe ich nicht gesehen.”

Mit diesen Informationen im Hinterkopf machte sich Hedwig auf den Weg, um den Taxifahrer zu finden. Sie wusste, dass er möglicherweise eine wichtige Rolle in diesem Rätsel spielte. Als sie das Pflegeheim verließ, begann ihre Suche nach diesem mysteriösen Fahrer, der in der Dunkelheit der vergangenen Nacht hier angehalten hatte.

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