Über die Wichtigkeit des Stuhlgangs

Die Krankenbeobachtung spielt in der Pflege eine große Rolle, da Pflegefachkräfte häufig nur auf diesem Wege veränderte Verhaltensweisen oder gesundheitliche Probleme der Patientinnen und Patienten erkennen können. Körperausscheidungen sind dabei besonders zu beobachten, da sie direkt auf organische Funktionsstörungen oder Krankheiten hinweisen. Dazu zählen Urinausscheidungen, Stuhlausscheidungen, Erbrechen, Schweiß, Menstruationsblut oder Sputum und unter diesen nimmt der Stuhlgang eine besondere Signifikanz ein. Gerade im Alter wird dieser, oder besser gesagt Probleme werden damit immer relevanter und die Pflegefachkräfte müssen einen besonders feinfühligen Umgang damit aufweisen. Dieses Thema ist sowohl auf Seiten der Patientinnen und Patienten und der Pflegefachkraft mit Schamgefühl und/oder Ekel behaftet. Deshalb ist es wichtig, einige Regeln im Umgang mit den Pflegekunden einzuhalten, damit kein Misstrauen oder Kommunikationsprobleme entstehen. Der Umgang mit Stuhlgang ist für langjährige Pflegefachkräfte zur Routine geworden, für die Patientinnen und Patienten aber bei weitem nicht. Hier muss rücksichtsvoll mit der Beobachtung umgegangen werden, die Intimpflege sollten die Kunden/Bewohner am besten selbst übernehmen, genauso wie die Beobachtung des Stuhlgangs nach Anleitung der betreuenden Fachkraft. Für auszubildende Fachkräfte ist der Umgang mit Stuhlgang auch eine befremdliche Situation, diese sollten langsam an das Thema herangeführt werden und alle Ängste und Ekel müssen ernst genommen werden. Auch die Intimsphäre der Patientinnen und Patienten sollte gewahrt werden, die Pflegekraft sollte nicht mit im Zimmer bleiben, sondern sich von Problemen berichten lassen. An erster Stelle, wenn die Beobachtung des Stuhlgangs einen medizinischen Hintergrund hat, muss der Pflegekunde informiert werden, warum dies nun wichtig ist und in welchem Umfang die Beobachtung stattfinden wird. Der Stuhlgang stellt die Abfallstoffe des Körpers dar, weshalb dieser auch so genauen Aufschluss über Krankheiten geben kann. Veränderungen in Form, Menge, Farbe, Konsistenz, Geruch und Beimengungen müssen genauer untersucht werden. Die normale Farbe des Stuhlgangs ist hell- bis dunkelbraun, welche er durch die Gallenflüssigkeit im Darm erhält und in welcher sich ein Abfallprodukt des Blutes befindet, nämlich Sterkobilin, das dem Darm die Farbe verleiht. Der Stuhlgang wird grau bis grauweiß, lehmfarben und fettglänzend, wenn Sterkobiliin fehlt, was auf eine Fehlfunktion der Galle (Gallenverschluss) oder einen Tumor in der Bauchspeicheldrüse hinweisen kann. Der schwarze, glänzende Teerstuhl deutet entweder auf Blut im oberen Magen-Darm-Trakt, betroffen sind meistens die Speiseröhre, der Magen oder Zwölffingerdarm. Ein Hämocult-Test kann klären, ob die pechschwarze Farbe vom Blut, Medikamenten oder Lebensmitteln kommt. Grünlich schwarz-brauner Stuhl ist der sogenannte Hungerstuhl, welcher nach schweren Durchfällen oder längerer Zeit mit geringer Nahrungsaufnahme auftritt. Roter oder rötlicher Stuhlgang ist ein Zeichen für Blut in unteren Darmabschnitten, wie etwa Dickdarm oder Enddarm. Außerdem kann er von Analfissuren, Hämorrhoiden, Rektum und Analkarzinomen hervorgerufen werden. Grünlicher Stuhlgang kann auf Salmonellen hindeuten, wenn er in Begleitung von schwerem Durchfall beobachtet wird und gelblicher Stuhlgang deutet auf Eiter oder Schleim im Darm hin. Generell muss eine Verfärbung nicht immer auf eine Krankheit oder Fehlfunktion hindeuten, da verschiedene Lebensmittel die Farbe ebenfalls verändern können. Der Geruch von Stuhlgang rührt von Bakterien im Darm und der als unangenehm wahrgenommene Geruch entsteht bei der Zersetzung von Eiweiß und Kohlenhydraten. Wenn Veränderungen beim Geruch wahrgenommen werden, sollte die Pflegefachkraft zunächst die Ernährung überprüfen, da diese ebenfalls einen großen Einfluss darauf hat. Faulig-jauchender Geruch kann ein Hinweis auf eine Verdauungsstörung bei der Eiweißverdauung sein, mögliche Ursachen sind Entzündungen oder Tumore. Ein stechend-saurer deutet auf eine Verdauungsstörung bei der Verdauung von Kohlenhydraten hin. Ursachen sind ebenfalls Tumore oder Entzündungen, zusätzlich kann das von Übelkeit, Erbrechen, Durchfall oder starken Winden begleitet sein. Durch Zerfallsprozesse im Darm, wie Karzinome im Dickdarm entsteht ein penetrant fauliger Geruch. Bei Veränderungen in Form, Menge oder Konsistenz kann die Bristol-Stuhl Skala zu Rate gezogen werden. Anzeichen für Krankheiten sind: kleine Mengen (weniger als 100g), die bei einem Hungerstuhl vorkommen oder auch Zeichen einer Obstipation sind. Große Mengen (mehr als 500g) treten bei einem gestörten Nährstofftransport von Darm in die Blut- und Lymphbahnen auf. Flüssigen Stuhlgang haben die Patientinnen und Patienten bei Durchfall, festeren als normal bei einer Obstipation und trocken-harter Stuhlgang deutet auf Kotsteine oder eine besonders schwere Obstipation hin. Bleistiftartiger Stuhl deutet auf eine Verengung des Enddarms hin, Fettstuhl (lehmartig, klebrig und glänzend) zeigt, dass die Fettverdauung gestört ist und eine Fehlfunktion der Bauchspeicheldrüse. Reiswasserstuhl ist ein mehlsuppenähnlicher Stuhl und deutet auf eine Cholerainfektion hin. Damit die Kommunikation mit der behandelnden Ärztin oder dem Arzt funktioniert und damit eine erfolgreiche Behandlung möglich ist, müssen die Pflegefachkräfte alles so genau wie möglich dokumentieren

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Ansprechpartner

Reiner Henrich