Umgang mit Schlafstörungen

Dieses Dilemma ist der Menschheit seit jeher bekannt, bereits in der Mythologie wird es thematisiert: man kann entweder nicht gut einschlafen oder man wacht in der Nacht oft auf und liegt dann viel zu lange wach. Ein Problem, das in der Pflege sowohl Patientinnen und Patienten, als auch die betreuenden Pflegefachkräfte beschäftigt. Deshalb ist es wichtig, den theoretischen Hintergrund dieses Phänomens zu verstehen, um dann etwas dagegen unternehmen zu können. Denn meistens stecken hinter Schlafproblemen, vor allem bei Bewohnerinnen und Bewohnern von Pflegeheimen – bzw. Einrichtungen, negative Glaubenssätze, die in der Realität keine Bestätigung finden. Und einigen Patientinnen und Patienten kann bereits mit kleinen Änderungen erheblich geholfen werden. Diese Veränderungen und Tipps sollten aber auch vom Pflegepersonal selbst beherzigt werden, da gerade die Arbeit im Schichtbetrieb meistens prädestiniert dafür ist, Schlafstörungen hervorzurufen. Und dass in der Pflege Schlafprobleme weitreichende Konsequenzen nach sich ziehen, in Form von fehlender Konzentration, geringer Belastungsgrenze, Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Reizoffenheit, generelle Gereiztheit, Lethargie und andere, dürfte jedem bewusst sein. Auch bei den Patientinnen und Patienten schränken diese Auswirkungen den Alltag und die Lebensqualität ein. Gründe für Schlafprobleme gibt es eben so viele: Trauer und Sorge, zu viel Lärm, zu viel Essen, Alkohol, Koffein, Nebenwirkungen von Medikamenten, ein unbequemes Bett, zu warmes/kaltes Zimmer, zu helles/grelles Licht und viele mehr. Viele dieser Probleme kann man leicht lösen, bei einem unbequemen Bett beispielsweise ein weiches Kissen dazu holen, einige geben sich auch mit der Zeit, v. a. Probleme im Bezug auf familiäre Probleme oder vorübergehende Sorgen, in anderen Fällen bedingt ein Problem das andere und das endet dann in einem Teufelskreis, aus dem viele nicht ohne Außenstehende ausbrechen können. Dann kommt es zu Einschlaf- oder Durchschlafstörungen oder auch zu einem wiederkehrenden frühzeitigen Erwachen. All das bedingt auf Dauer physiologische Probleme, wie erhöhte Infektanfälligkeit, gesteigertem Risiko an Krebs zu erkranken, Übergewicht, Parkinson und Demenz können gefördert werden, Diabetes und eine gestörte Wundheilung sind die häufigsten. Diese Probleme resultieren aus Fehlfunktionen des Körpers, die er während des Schlafens im Normalfall erfüllt, nämlich eine erhöhte Wundheilung und Regeneration, der Stoffwechsel erholt sich, das Immunsystem reguliert sich, die Hirnreifung schreitet voran und alles Erlebte wird verarbeitet. Um diese Fehlfunktionen nicht zu fördern, sollten einige Regeln bezüglich eines gesunden Schlafes beachtet werden:

1. Am besten nachts nicht auf die Uhr schauen, damit setzt man sich nur selbst unter Druck.

2. Regelmäßige Schlafenszeiten einhalten und auch zur gleichen Zeit täglich aufstehen. Der Körper gewöhnt sich an Rituale und somit kann man leichter einschlafen.

3. Keinen Mittagsschlaf machen, egal wie groß die Verlockung und wie müde man ist.
In den meisten Fällen ist man danach noch müder und das Einschlafen abends wird erschwert. Gegen einen Power Nap spricht nichts.

4. Die Bettzeit verkürzen: wenn man von 8 im Bett verbrachten Stunden nur 4 effektiv schlafen kann, dann sollte man später ins Bett gehen, um im Bett die meiste Zeit auch wirklich zu schlafen. Wenn das klappt, kann man jeden Tag zum Beispiel eine halbe Stunde früher ins Bett gehen.

5. Die Bettgrübler sollten sich einen Platz festlegen, den sie jeden Tag zur gleichen Uhrzeit aufsuchen und an dem sie ihre Gedanken und Sorgen zulassen können, damit diese abends im Bett nicht mehr so viel Raum einnehmen. Diese Praktik kann man trainieren.

6. Kein Koffein, Alkohol, schwere Mahlzeiten nach 18 Uhr oder Sport am Abend. Bei all diesen Tätigkeiten muss der Körper mehr arbeiten, als dass er zur Ruhe kommen könnte.

Wer diese Regeln befolgt und trotzdem noch unter Schlafproblemen leidet oder einfach seinem Körper zusätzlich etwas Gutes tun will, der kann am Abend ein Bad nehmen (ätherische Öle wie Lavendel, Melisse oder Baldrian fördern die Erholung), sich ein Fußbad und/oder kalte Waden- oder Armwickel machen oder auch Entspannungstechniken, Meditation oder autogenes Training vor dem Schlafengehen anwenden. Negative Glaubenssätze, wie „Wenn ich jetzt noch nicht schlafen kann, dann werde ich wieder die ganze Nacht wach liegen“ können die Pflegefachkräfte umändern in positive Gedanken, wie „Ich freue mich auf die weitere Nacht und bleibe ruhig liegen, der Schlaf kommt dann ganz von alleine“. Solche Anregungen helfen schon, um die Patientinnen und Patienten zu unterstützen. Und auch in Eigenregie kann man diese Tipps und Anregungen gut umsetzen.

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Ansprechpartner

Reiner Henrich