Aktuelle Pflegestatistik:

Zuwachs im Bereich der ambulanten Pflege um 4,7 Prozent

Nach der jüngsten Pflegestatistik des Statistischen Bundesamtes waren im Dezember 2021 deutschlandweit nahezu fünf Millionen Menschen pflegebedürftig gemäß dem Pflegeversicherungsgesetz (SGB XI). Dies entspricht einer Steigerung von 20 Prozent gegenüber 2019. Rund fünf von sechs Pflegebedürftigen wurden in häuslicher Umgebung betreut. Innerhalb von zwei Jahren ist die Anzahl der ambulanten Pflegedienste in Deutschland um 4,7 Prozent angestiegen. Laut Pflegestatistik gab es im Dezember 2021 insgesamt 15.376 ambulante Pflegedienste. Davon wurden 10.430 Einrichtungen von privaten Trägern betrieben, die auch das größte Wachstum (6,8 Prozent) verzeichneten. Freigemeinnützige Träger unterhielten 4.742 Einrichtungen, bei denen das Wachstum 0,5 Prozent betrug. Öffentliche Träger hingegen führten lediglich 204 Einrichtungen. Im Durchschnitt wurden von ambulanten Pflegediensten 68 Pflegebedürftige betreut. Bei privaten Trägern lag dieser Wert bei durchschnittlich 55, während freigemeinnützige Einrichtungen im Schnitt 97 Menschen mit Pflegebedarf versorgten. Bei öffentlichen Trägern betrug der Durchschnitt 75.

Die Anzahl der in Pflegediensten Beschäftigten stieg um 5,1 Prozent auf insgesamt 442.860 in ganz Deutschland. Im Berichtszeitraum nahm auch die Zahl der Pflegeheime um 4,7 Prozent zu und erreichte 16.115, wobei 1.802 dieser Heime an einen Pflegedienst angeschlossen waren. Im Dezember 2021 gab es in Deutschland 4,96 Millionen pflegebedürftige Menschen im Sinne des Pflegeversicherungsgesetzes (SGB XI). Das Statistische Bundesamt (Destatis) berichtet weiter, dass die Zahl der Pflegebedürftigen im Dezember 2019 bei 4,13 Millionen gelegen hatte. Der starke Anstieg um 0,83 Millionen Pflegebedürftige (+20 %) lässt sich unter anderem durch die Einführung des erweiterten Pflegebedürftigkeitsbegriffs zum 1. Januar 2017 erklären. Seitdem werden mehr Menschen als pflegebedürftig eingestuft als zuvor. Ferner waren schätzungsweise 160.000 Personen mit Anspruch auf Leistungen nach Pflegegrad 1 bisher nicht erfasst, was ebenfalls zu einem Teil des Anstiegs beiträgt. Im Pflegegrad 1 besteht ein abweichendes Leistungsrecht, insbesondere erhalten die Pflegebedürftigen kein Pflegegeld. Die detaillierten Zahlen der aktuellen Pflegestatistik sind auf der Website des Statistischen Bundesamtes einsehbar.

Mit dem anhaltenden demografischen Wandel und der zunehmenden Alterung der Bevölkerung ist es wahrscheinlich, dass die Pflegebedürftigenzahlen weiter ansteigen werden. Diese Entwicklung stellt das deutsche Pflegesystem vor große Herausforderungen, um eine angemessene und qualitativ hochwertige Versorgung sicherzustellen. Die aktuelle Statistik zeigt, dass ambulante Pflegedienste eine immer wichtigere Rolle im Pflegesektor einnehmen. Dies liegt zum Teil daran, dass viele Menschen den Wunsch haben, so lange wie möglich in ihrem eigenen Zuhause zu bleiben und dort gepflegt zu werden. Um dieser wachsenden Nachfrage gerecht zu werden, sind weitere Anstrengungen erforderlich, um den Ausbau der ambulanten Pflegeinfrastruktur und die Schaffung neuer Pflegeplätze zu fördern. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Sicherstellung einer ausreichenden Anzahl von Fachkräften in der Pflege. Angesichts des zunehmenden Pflegebedarfs und des bereits bestehenden Fachkräftemangels ist es notwendig, in die Aus- und Weiterbildung von Pflegekräften zu investieren und Anreize für den Berufseinstieg zu schaffen. Dies kann durch bessere Arbeitsbedingungen, eine angemessene Entlohnung und attraktive Karriereperspektiven erreicht werden. Ein weiteres zentrales Thema ist die Unterstützung pflegender Angehöriger, die einen Großteil der häuslichen Pflege übernehmen. Für viele Familien ist die Pflege eines Angehörigen eine enorme Belastung, sowohl emotional als auch finanziell. Es ist daher wichtig, den Zugang zu Beratung, Entlastungsangeboten und finanzieller Unterstützung zu erleichtern, um die Angehörigenpflege nachhaltig zu stärken. Weiterhin sollte die Vernetzung von Pflegeangeboten gefördert werden, um eine ganzheitliche und sektorenübergreifende Versorgung zu gewährleisten. Dies kann durch die Zusammenarbeit von ambulanten Pflegediensten, Pflegeheimen, Krankenhäusern und anderen Gesundheitsdienstleistern erreicht werden.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die aktuellen Pflegestatistiken die Dringlichkeit der Herausforderungen im Pflegesektor verdeutlichen. Um diesen Herausforderungen zu begegnen und eine angemessene Versorgung der wachsenden Zahl von Pflegebedürftigen sicherzustellen, sind umfassende Anstrengungen und Investitionen in den Ausbau der Pflegeinfrastruktur, die Fachkräftegewinnung und die Unterstützung pflegender Angehöriger erforderlich. Die Vernetzung und Zusammenarbeit der verschiedenen Akteure im Gesundheitswesen sind dabei entscheidende Faktoren für eine zukunftsfähige und nachhaltige Pflegeversorgung.

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Ansprechpartner

Reiner Henrich